Haben Mikroben Haare?

Ähnlich wie wir Menschen haben viele Mikroben eine Art Behaarung in unterschiedlicher Form und Länge. Manche Mikrobenarten besitzen nur wenige Haare, andere sind komplett behaart, und wieder andere tragen Glatze.

Im Gegensatz zum menschlichen Haar, das aus abgestorbenen Zellen (Horn) besteht und damit einen Zellanhang bildet, handelt es sich bei dem mikrobiellen Haar um Zellfortsätze. Das sind Ausstülpungen der Zelle und somit wichtige Bestandteile der Mikrobe. Sie bestehen aus Proteinen und erfüllen je nach Länge und Größe unterschiedliche Funktionen: Flagellen sind dünne, meist sehr lange Haare, meist auf einer Seite der Mikrobe. Mit ihnen können sich die Mikroben aktiv fortbewegen. Fimbrien sind generell dünner und kürzer; oft sind tausende über die ganze Zelloberfläche verteilt. Mit ihnen kann sich die Mikrobe an Oberflächen oder andere Zellen anheften. Mit Hilfe der Pili, von denen es oft nur ein oder zwei pro Zelle gibt, treten Mikroben miteinander in Kontakt und tauschen wichtige Stoffe wie Erbmaterial miteinander aus.

Die Art der Behaarung bietet also einige Vorteile für Mikroben. Allerdings können über diese Strukturen auch Viren an die Mikroben andocken und diese krank machen - eine „Glatze“ hat also durchaus auch Vorteile.

Zum Weiterlesen:


Marc Erhardt, A tale of a tail - eine kurze Geschichte der Biosynthese von Flagellen, BIOspektrum 3/2018 S.246

© Text und Abbildung Daniela Langfeldt / VAAM, dlangfeldt[at]ifam.uni-kiel.de, Nutzung gemäß CC 4.0