Was sind Mikroben?
„Mikrobe“ ist die Kurzform von „Mikroorganismus“. Mikroben sind also mikroskopisch kleine Organismen – Lebewesen, die mit bloßem Auge nicht erkennbar sind. Diese sehr weit gefasste Definition beruht auf einem einzigen Kriterium: dem Auflösungsvermögen des menschlichen Auges. Demnach sind Mikroben alle Lebensformen mit einem Durchmesser von weniger als etwa 0,1 Millimeter. In der Praxis wird diese Definition allerdings aus unterschiedlichen Gründen mehr oder weniger stark eingeschränkt.
So schließt man meist die Viren aus, weil sie keine selbstständigen Lebewesen sind. Zudem bleiben sie im Gegensatz zu allen anderen Mikroben selbst im Lichtmikroskop unsichtbar. Erst ein Elektronenmikroskop lässt ihre nanometergroßen Strukturen erkennen. Doch es gibt Ausnahmen wie zum Beispiel das Mimivirus, das die Größe eines kleinen Bakteriums erreicht.
Einig ist man sich darin, sämtliche Prokaryoten, also alle Bakterien und Archaeen, zu den Mikroben zu zählen. Diese sind einzellig, können aber Ketten oder andere Zellverbände bilden. Im Gegensatz zu den Zellen der Eukaryoten haben sie keinen Zellkern, das heißt ihre DNA ist nicht von einer doppelwandigen Hülle umschlossen. Es fehlen ihnen auch andere typische Zellbestandteile der Eukaryoten, wie Mitochondrien und Chloroplasten. Diese Organellen waren ursprünglich eigenständige Mikroben, bevor sie eine Symbiose eingegangen sind und im Inneren anderer Mikroben ihre Selbstständigkeit verloren haben. Viele Prokaryoten sind etwa einen Mikrometer dick und manche können mehrere Mikrometer lang werden. Eine Ausnahme bildet das Schwefelbakterium Thiomargarita namibiensis, das mit einem Durchmesser von bis zu 0,75 Millimetern mit bloßem Auge erkennbar ist und deshalb streng genommen keine Mikrobe mehr wäre.
Das Kriterium der geringen Größe erfüllen auch Hefen (wie Candida und Saccharomyces), einzellige Algen (wie Chlorella), Protozoen (wie Amöben) und Schleimpilze (wie Dictyostelium und Myxomyceten), die aus der Sicht der Evolutionsbiologie von Pflanzen und Tieren unterschieden werden. Doch während man – aus historischen Gründen und wegen ähnlicher Labortechniken – die Hefen in der Regel noch zu den Mikroben zählt, überlassen die Mikrobiologen die Algen den Botanikern, die Protozoen den Parasitologen und die Schleimpilze den Mykologen (obwohl Schleimpilze keine Pilze sind). Blieben also als Definition für Mikroben im gebräuchlichen engeren Sinn: Bakterien, Archaeen und Hefen. Logisch und konsequent ist das zugegebenermaßen nicht.
Übrigens: In einem sehr weit gefassten Sinn leben auch der Mensch und viele andere Lebensformen eine Zeit lang als „Mikroorganismen“, weil sie ihr Dasein als mikroskopisch kleine befruchtete Eizelle beginnen.
© Text Joachim Czichos / VAAM, czichos[at]czience.de, Nutzung gemäß CC 4.0
Abbildung: Nanoarchaeum equitans gehört zu den kleinsten Mikroben der Welt (400nm), (c) Karl O. Stetter, gemäß CC 4.0
Zum Weiterschauen:
Was sind Mikroben? Video aus dem Life Science Learning Center, Zürich, Schweiz