Kann man mit Mikroben Geld verdienen?
Auch wenn sie klein sind, sind Mikroorganismen sehr profitable Organismen. Es gibt wichtige Wirtschaftszweige, die mit Hilfe von Mikroorganismen unzählige Produkte herstellen und große Umsätze erzielen. Einige dieser Produkte verzehren wir täglich. Dazu zählen Milchprodukte wie Joghurt, Käse, Kefir etc. Enzyme aus verschiedenen Mikroorganismen tragen in Backwaren zur Festigkeit des Teigs bei. In Fruchtsäften helfen sie die Trübung durch Fruchtschalen zu beseitigen, und in Waschmitteln sind sie für das Entfernen von Fetten, Proteinen und anderen Verschmutzungen verantwortlich. Alleine in Deutschland werden neun Milliarden Liter Bier und über eine Milliarde Liter Wein pro Jahr mit mikrobieller Hilfe hergestellt. Dabei produzieren die Mikroorganismen aus Zucker Ethanol. In vergleichbar großen Mengen stellen sie auch Essig her. Aminosäuren und Vitamine als Zusätze in Lebens- und Futtermitteln stellen ebenfalls globale Produkte dar. Nicht zu vergessen: Viele medizinisch relevante Wirkstoffe sind mikrobiellen Ursprungs. Hierzu zählen Antibiotika, Anti-Tumorwirkstoffe, sondern auch Gerinnungsfaktoren sowie das für Diabetiker lebenswichtige Insulin. Darüber hinaus stellen die mikrobiologische Überwachung und Qualitätskontrolle von Lebensmitteln, Trinkwasser, Pharmazeutika und Kosmetika einen wichtigen Markt dar. Auch durch den Verkauf von Mikroorganismen selbst und deren Lagerung kann man Geld verdienen.
Weltweit erwirtschaften Mikroorganismen also hohe Umsätze. So liegt der globale Markt für industrielle Enzyme bei etwa sieben Milliarden Euro. Ebenso erwirtschaften mikrobiell produzierte Aminosäuren und Vitamine Umsätze im Milliardenbereich, und der globale Marktwert von Antibiotika lag 2019 bei rund 44 Milliarden Euro.
Alleine die hier aufgerührten Produkte erwirtschaften einen den Umsätzen von großen Automobilherstellern oder den Herstellern von Mobiltelefonen vergleichbaren Umsatz.
Vor dem Hintergrund der Klimadiskussion sind Mikroorganismen wichtige Werkzeuge für eine zukünftige nachhaltige und CO2-neutrale Produktion. Daher ist zu erwarten, dass neue mikrobielle Prozesse generell gute Kapitalanlage darstellen. Zukünftig dürfte zudem der Nutzung von Mikroorganismen zur Herstellung von abbaubaren Kunststoffen eine wichtige Rolle zukommen.
© Text Wolfgang Streit / VAAM, wolfgang.streit[at]uni-hamburg.de, Nutzung gemäß CC 4.0
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